Ausschussreise zum Kohletagebau in der Lausitz

Am Mittwoch, den 29.6.2022, reiste der Fachausschusses für Umwelt, Verbraucher- und Klimaschutz des Berliner Abgeordnetenhauses in die Lausitz. Mit der Reise haben wir Ausschussmitglieder uns ein aktuelles Bild von der Lage vor Ort im Kohletagebau, dessen Rückbau und den damit zusammenhängenden Herausforderungen für den Berliner Wasserhaushalt gemacht.

Im Kulturzentrum des Welzower Ortsteils Proschim in Brandenburg startete der Tag mit einem Hintergrundgespräch an dem Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg, der Wählergruppe Proschim, der Grünen Liga, des BUND und der Grünen Zukunft Welzow teilnahmen. Hier wurde deutlich, dass es in den vom Kohletagebau betroffenen Ortschaften viele Engagierte gibt, die sich mit Initiativen einbringen und Teil des Prozesses sein wollen.

Anschließend an diesen Termin konnte sich die Ausschussgruppe einen Eindruck von den Ausmaßen des Tagebaus in der Lausitz verschaffen. An einem Aussichtspunkt des Tagebaus Welzow-Süd konnte die Gruppe direkt die weitreichend ausgebaggerten Löcher sehen. Am Seestrand Lieske des benachbarten Sedlitzer Sees sahen wir daraufhin ein bereits mit Wasser gefülltes Loch, den Tagebaurestsee. Davon gibt es viele in der Gegend. In der Lausitz sind weitreichende Bergbaufolgelandschaften entstanden, der Rückbau des Kohletagebaus läuft seit der Wende. Die riesigen Restlöcher wurden in aktiven Kohletagebauzeiten entwässert, das Wasser wurde in die Spree eingeleitet und nun ist ein Defizit vorhanden, dass über Jahrzehnte nicht durch natürliche Niederschläge wieder ausgeglichen werden kann. Insbesondere in Trockenphasen, die wir leider immer häufiger zu verzeichnen haben, kann es dazu kommen, dass die Spree nicht mehr ausreichend Wasser führt. An dieser Stelle nutzt man erneut Grundwasser, um die Spree beim Abfluss zu unterstützen. Auch zur Befüllung der Restlöcher wird unter anderem Grundwasser benötigt, das Grundwasser wird also erheblich beansprucht. Hinzu kommt die fortwährende Sulfatbelastung der Spree durch den noch aktiven Kohletagebau.

Dies wurde auch im Austausch mit Gerd Richter, Bereichsleiter Sanierungsbereich Lausitz bei der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH, deutlich. Er erläuterte hervorragend die Zusammenhänge vor Ort, insbesondere wie wichtig das Speichersystem Lohsa II im Sächsischen Teil der Lausitz ist. Mit 72 Millionen Kubikmetern Wasser in 3 Seen ist dies ein bedeutender Speicher zum Wasserausgleich unter anderem der Spree und damit dem Berliner Wasserhaushalt. Durch den fortschreitenden Klimawandel und den Ausstieg aus dem Kohleabbau in der Lausitz bis 2038, werden wir in naher Zukunft einem erheblichen Wassermangel im Spreeeinzugsgebiet gegenüberstehen.

So wurde der wassertechnische Zusammenhang zwischen Berlin und Brandenburg bei dieser Reise eindrücklich deutlich. Deswegen sind die Herausforderungen als gemeinsame Aufgabe zu betrachten. Herausforderungen, die aus Kohletagebau und der Stilllegung dieses Energiezweiges aber auch aus dem Klimawandel mit immer intensiveren und längeren Trockenperioden erwachsen sind. Umweltpolitiker beider Länder wollen sich abgestimmt mit den Problemen beschäftigen und nachhaltige Lösungen unterstützen. Sehr wichtig ist mir als Engagement-Sprecherin dabei, dass die direkt betroffenen Menschen gesehen und gehört werden. Deren Einsatz muss man anerkennen und ernst nehmen.  Denn die wichtigen Maßnahmen, die wir durchführen müssen, um unser Berliner Wasser sauber und ausreichend zu erhalten, betreffen als erstes die Menschen vor Ort. Wir sollten auf ihre Unterstützung bauen. 

Vielen Dank an alle Teilnehmenden und Vortragenden für die wichtigen Einblicke!